THEATERSTÜCKE
Die Zauberflöte
oder die Jagd nach dem hohen C
Eine Vorstadtoper
in der Textfassung von Helmut Landwehr
Vorspiel
Papagena kommt auf die Bühne und erledigt routinemäßig ihre täglichen Aufgaben. Schikaneder kommt dazu, heftig schimpfend, klagend,… Papagena bleibt stoisch ruhig.
Schikaneder
Diese Belgiogiosa! Immer nur Geld! Was machst du da mit den Schuhen? Nur um‘s Geld geht’s ihr. Dabei weiß sie doch, wie knapp unsere Mittel sind. … Bist du ein Schuhfaschist?
Papagena
Fetischist!
Schikaneder
Sag‘ ich doch! Jetzt ist sie auf und davon. Sie soll mir gestohlen bleiben, diese … diese … unsensible … Ignorantin! Dabei wäre das für sie eine echte Chance gewesen! ... Und eine künstlerische Herausforderung! In unserem Theater! … Mit dieser Tradition! … Große Oper seit 1701! … Hier hat schon Goethe inszeniert. Lass‘ doch endlich die Schuhe! Genauer gesagt: Beinahe hätte er! ER, Goethe, der Dichtergott! Beinahe! … Aber nein! Die Dame will nicht. „Für eine solche Gage würde nicht ’mal mein Hundchen spielen“ – so ein Geschwätz! … Und dabei habe ich so ein wunderschönes Kostüm für unsere Primaballerina in Auftrag gegeben!
Papagena
Sie tanzt nicht, sie singt.
Schikaneder
Eben nicht! Sie singt nicht, unsere prima Donna. Unsere Donna? Gehören die Schuhe wirklich zur Ausstattung? … Nein! Gewesen! Alles gewesen! … Ohnehin gilt: „Das schönste Kleidungsstück für eine Frau sind die Arme des Mannes, den sie liebt,“ sagt Goethe, oder? … Doch sie, die Belgiogiosa, hat nicht geliebt. Nicht mich. … Nicht das Theater! Niemand. … Nur sich selbst! Eine Diva eben! … Wo soll das nur hinführen? – senza Donne! ohne Wonne.
Papagena
Ja so geht’s auf dieser Welt: Der eine hat den Beutel, der andere das Geld.
Schikaneder
Lass‘ das mit den Schuhen! Wozu brauchen wir die? Ist wenigstens sonst alles vorbereitet?